Bachelorarbeit in einem Unternehmen schreiben: Chancen für den Berufseinstieg

Bachelor-Abschlüsse werden von Unternehmen längst breit akzeptiert. Die Möglichkeit, die Bachelorarbeit in einem Unternehmen zu schreiben, verspricht einen reibungslosen Übergang in die berufliche Laufbahn.

Die meisten Unternehmen sind mit dem Kompetenzniveau von Bachelor-Absolventen zufrieden, besonders positiv sind die Berufseinstiegsaussichten bei Informatikern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Dies bestätigt die Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ des Stifterverbandes, des Kölner Instituts für Wirtschaftsforschung und des Hochschul-Informations-Systems (HIS). „Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Unternehmen einen Bachelor-Abschluss als sehr gute Qualifikation ansehen“, bestätigt Professor Jochen Hasenpath von der Fachhochschule Kiel. Der promovierte Ingenieur ist im Fachbereich Maschinenbau für die Studienberatung der Bachelor-Studierenden zuständig, von denen rund 95 Prozent eines jeden Jahrgangs ihre Bachelor-Arbeit in einem Unternehmen schreiben.

Praxiserfahrung bei der Bachelorarbeit sammeln
Auch Romina di Fiore, Studentin der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Rosenheim, hat sich für diesen Weg entschieden. Obwohl sie aufgrund einer abgeschlossenen Berufsausbildung vom Praxissemester befreit ist, entschied sie sich, während ihres Studiums ein Praktikum im Bereich Hochschulmarketing beim Elektronikunternehmen Rohde & Schwarz zu absolvieren. „Die Stellenbeschreibung war so interessant, dass ich mich einfach bewerben musste“, sagt sie. Mit den Studienschwerpunkten Personalwesen, Industriegütermarketing und Digitales Marketing passt sie perfekt in das Unternehmen – und das nicht nur als Praktikantin. „Ich wollte mich in meiner Abschlussarbeit mit der Konzeption von betrieblichen Karriere-Facebook-Seiten beschäftigen“, erklärt die 27-Jährige, die 2011 ihre Bachelorarbeit schrieb. „Das Thema war damals gerade aufgetaucht und wurde auch intern bei Rohde & Schwarz ausführlich diskutiert.“ Damit hatte sie die praktische Grundlage für ihre Arbeit gefunden. Basierend auf den Erkenntnissen ihrer Bachelorarbeit richtete das Unternehmen daraufhin eine eigene Karriere-Facebook-Seite ein und Romina di Fiore stieg direkt als Social-Media-Expertin im Unternehmen ein. Als wichtigsten Erfolgsfaktor bezeichnet sie ihre Begeisterung für das Thema. „Man sollte sich sehr genau überlegen, welche Themen einen wirklich interessieren, in welchem Bereich man anfangen möchte zu arbeiten und welche Unternehmen dazu passen“, rät sie. Das erhöht die Chancen, anschließend von dem Unternehmen übernommen zu werden. Bei ihren Kommilitonen, von denen etwa die Hälfte ihre Bachelorarbeit in einem Unternehmen geschrieben hat, hat di Fiore beobachtet, dass der Berufseinstieg für diejenigen mit umfangreicher Praxiserfahrung letztlich eher leichter ist.

Frühzeitig die Weichen stellen
Die Suche nach einem geeigneten Unternehmen kann zeitaufwändig sein. Daphne Menges schätzt die Zeit vom ersten Kontakt bis zur Vertragsunterzeichnung auf fünf Monate. „Wer erst nach dem Examen mit der Suche beginnt, riskiert eine lange Wartezeit“, warnt die Studentin der Verfahrenstechnik. Anfang 2012 fragte sie beim Edelmetall- und Technologieunternehmen Heraeus an, ob sie dort ihre Bachelorarbeit schreiben könne. Zuvor war sie im Internet auf einen Technologiebericht des Unternehmens gestoßen, der genau zu ihrem Studienschwerpunkt passte. Ein halbes Jahr später begann sie ein Praktikum bei dem Unternehmen und blieb anschließend, um ihre Bachelorarbeit zu schreiben. Für Simon Schweidler schreibt die Studienordnung eine Bachelorarbeit in einem Unternehmen vor. Der Student der Chemietechnik an der Fachhochschule Darmstadt entschied sich für das Werkstofftechnik-Unternehmen Umicore. Ein Kommilitone empfahl ihm das Unternehmen, was Schweidlers Interesse weckte. „Im Studium haben wir das Thema Metalle in der anorganischen Chemie nur kurz gestreift“, sagt der 25-Jährige. „Das in der Kooperation mit einem Unternehmen zu vertiefen, hat mich gereizt.“ Er bewarb sich erfolgreich bei dem Unternehmen, um dort seine Bachelorarbeit zu schreiben und das in der Studienordnung vorgeschriebene Vorpraktikum zu absolvieren. Eine Reihe von Hochschulen wählt diesen Weg, um die kurze Bearbeitungszeit von durchschnittlich nur 8 bis 12 Wochen zu verlängern. An der Fachhochschule Kiel kann die Bachelorarbeit auch mit einem Praktikum kombiniert werden. „Sonst bliebe nicht genügend Zeit, um sich mit dem Unternehmen auf zwingende Fragen einzulassen“, erklärt Professor Hasenpath. „Außerdem dauert es gerade bei großen Unternehmen oft ein paar Tage, bis alles organisiert ist. Das ist wertvolle Zeit, die den Studierenden ohne diese Praxisphase im Vorfeld verloren geht. Gerade wenn man die Masterarbeit veröffentlichen will, sollte man früh anfangen!“

Felix